Häufigkeit von infektiöser Keratitis bei der Hornhautvernetzung bei Keratokonus und Hornhautektasien in der Praxis

Häufigkeit von infektiöser Keratitis und anderen unerwünschten Ereignissen auf der Augenoberfläche bei der Hornhautvernetzung bei Keratokonus und Hornhautektasien in der Praxis: eine retrospektive Kohortenstudie.

Diese retrospektive Kohortenstudie hat 501 Epithel-Off-Corneal-Crosslinking (Epi-Off-CXL-)-Eingriffe eingeschlossen. Ziel war es, die Komplikationsraten von Epi-Off-CXL, welche in einer Praxis durchgeführt wurden, mit denen von Epi-Off-CXL zu vergleichen, die in einem sterilen Operationssaal durchgeführt wurden.

Es wurden keine Fälle von postoperativer infektiöser Keratitis beobachtet, während sterile Infiltrate bei 10 von 501 (2 %) Patienten auftraten, die alle gut auf eine topische Steroidtherapie ansprachen. Eine verzögerte Epithelisierung (> 7 Tage) trat bei 14 von 501 (2,79 %) Patienten auf. Es wurden keine weiteren unerwünschten Ereignisse festgestellt.
Eine Epi-Off-CXL-Behandlung in der Praxis scheint also nicht mit einem erhöhten Komplikationsrisiko im Vergleich zur Behandlung im Operationssaal verbunden zu sein.

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Quelle: Hafezi F, Torres-Netto EA, Kollros L, Lu NJ, Hafezi N, Mazzotta C, Aydemir ME, Hillen M. Rates of infectious keratitis and other ocular surface adverse events in corneal cross-linking for keratoconus and corneal ectasias performed in an office-based setting: a retrospective cohort study. Eye Vis (Lond). 2023 Sep 1;10(1):36. doi: 10.1186/s40662-023-00354-1. Erratum in: Eye Vis (Lond). 2023 Sep 25;10(1):41. PMID: 37653457; PMCID: PMC10472555.

CRISPR-Gentherapie für Sichelzellenanämie und Beta-Thalassämie

Medicines & Healthcare products Regulatory Agency (UK) und FDA (USA) genehmigen erste CRISPR-Gentherapie für Sichelzellenanämie und Beta-Thalassämie.

Die weltweit erste CRISPR-Cas9-Gene Editing-Therapie, die auf die Heilung der Sichelzellenanämie und der transfusionsabhängigen β-Thalassämie abzielt, ist in zwei Ländern zugelassen worden. Casgevy (exagamglogene autotemcel) ist die erste Therapie ihrer Art, die von Vertex Pharmaceuticals und CRISPR Therapeutics in Zug, Schweiz, hergestellt wird. Das grüne Licht der Medicines and Healthcare Products Agency ist ein großer wissenschaftlicher Erfolg für Vertex und CRISPR und ein Meilenstein für die Biotech-Branche.
Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, Casgevy für die Behandlung der Sichelzellkrankheit zuzulassen, basierte auf der überzeugenden Fähigkeit, schwere vasookklusive Krisen – schmerzhafte Entzündungsanfälle, die häufig einen Krankenhausaufenthalt erfordern – bei 28 von 29 Studienteilnehmern, zu beseitigen. Es bleibt abzuwarten, ob die Therapie auch langfristig die Zahl der Schlaganfälle und Organschäden verringern und – was entscheidend ist – die Lebenserwartung verlängern kann. Auch das langfristige Sicherheitsprofil ist derzeit noch unbekannt. Bislang gibt es bei den Studienteilnehmern, die die Therapie erhalten haben, keine Hinweise auf eine Gentoxizität aufgrund von Doppelstrangbrüchen in ihrer DNA durch die CRISPR-Technologie, aber diese Möglichkeit kann nicht endgültig ausgeschlossen werden.

Vertex wird Patienten aus früheren Studien zur Sichelzellkrankheit oder β-Thalassämie in eine 15-jährige Sicherheitsstudie einbeziehen, um Malignitäten, Mortalität und andere krankheits- und behandlungsbezogene Parameter zu verfolgen.
Bei der Sichelzellkrankheit ist das sauerstofftransportierende Protein in den roten Blutkörperchen, das Hämoglobin, beeinträchtigt. Gesundes Hämoglobin besteht aus zwei α-Ketten und zwei β-Ketten; Patienten tragen eine Punktmutation im β-Globin-Gen, die zu einer Substitution von Glutamat zu Valin an Position 6 der β-Globin-Kette führt. Diese Veränderung führt zu einer Struktur, die starre Polymere bildet, wenn kein Sauerstoff gebunden wird, wodurch die roten Blutkörperchen eine charakteristische Sichel- oder Halbmondform annehmen.
Casgevy behebt die Mutation bei der Sichelzellkrankheit nicht. Stattdessen soll es den Verlust des erwachsenen Hämoglobins ausgleichen, indem es das fetale Hämoglobin, den wichtigsten Sauerstoffträger im Fötus, der normalerweise kurz nach der Geburt abgeschaltet wird, induziert. Casgevy steigert die Expression von fetalem Hämoglobin, wobei aber die Menge in den roten Blutkörperchen können immer noch stark schwankt. Weiterhin können Sichelzellen gebildet werden, insbesondere wenn der Anteil des fetalen Hämoglobins am Gesamthämoglobin unter 20 % fällt, eine Schwelle, die als protektiv gilt.

Das CRISPR/Cas-Medikament wird im Labor eingesetzt, um genetische Fehler in zuvor entnommenen Knochenmarkstammzellen von Patienten zu korrigieren, sodass das Hämoglobin wieder korrekt produziert werden kann. Die veränderten Blutstammzellen werden dem Patienten über die Blutbahn verabreicht.
Zuvor müssen sich die Patienten jedoch einem myeloablativen Verfahren auf Busulfan-Basis unterziehen.
Nach der Re-Infusion müssen die Patienten mehrere Wochen lang im Krankenhaus bleiben, wobei sich die veränderten Zellen im Knochenmark ansiedeln sollen.
Die Behörde ist überzeugt, dass das Ergebnis eine lebenslange Wirkung haben könnte. Andere bestehende Therapien wie die hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT) stellen bereits eine wichtige alternative Behandlungsoption dar. Mit Kosten von etwa 400.000 Dollar ist sie auch wesentlich billiger als genetische Verfahren. Vergleichbar mit den Preisen anderer Gentherapien soll Casgevy bis zu 2 Millionen Dollar pro Patient kosten.

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Quelle: https://www.scientificamerican.com/article/fda-approves-first-crispr-gene-editing-treatment-for-sickle-cell-disease/#:~:text=On%20December%208%20the%20U.S.,blood%20cell%20shape%20and%20function.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/147432/Britische-Arzneimittelbehoerde-laesst-erste-CRISPR-Gentherapie-gegen-Sichelzellanaemie-und-Beta-Thalassaemie-zu

Intelligente Kontaktlinsen reagieren auf UV- und Temperaturänderungen

Intelligente Kontaktlinsen haben in letzter Zeit als nichtinvasive diagnostische und therapeutische Medizinprodukte an Bedeutung gewonnen. In dieser Studie werden multifunktionale Kontaktlinsen vorgestellt, die auf UV-Strahlung und Temperatur reagieren können. Es wurden chromogene Materialien verwendet, die gleichzeitig in Poly(2-hydroxyethylmethacrylat) (pHEMA) Kontaktlinsen integriert wurden.
Diese Kontaktlinsen boten in ihrem inaktiven Zustand hervorragende UV- und Blaulichtblockerqualitäten (~45 %). Bei Aktivierung durch UV-Bestrahlung verdunkelten sich die transparenten Linsen augenblicklich und absorbierten Teile des sichtbaren Lichtspektrums. Die Absorptionsintensität und die vorübergehende Verfärbung der Übergangslinsen hingen in erster Linie von dem verwendeten photochromen Material ab.
Ebenso zeigten die temperaturabhängigen Kontaktlinsen deutliche farbmetrische Veränderungen als Reaktion auf Temperaturänderungen innerhalb des physiologischen Bereichs (33-38 °C). Die maximale Empfindlichkeit der thermochromen Linse lag bei 8 % des durchgelassenen Lichts pro Grad Celsius-Veränderung. Zudem zeigten physiochemische und morphologische Analyse ihre Eignung als Kontaktlinsen. Die multifunktionalen Kontaktlinsen können aufgrund ihrer Fähigkeit, auf UV-Strahlung und Temperaturschwankungen auf der Augenoberfläche zu reagieren, als intelligente Produkte eingesetzt werden.

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Quelle: Salih, A.E., Butt, H. Multifunctional transition and temperature-responsive contact lenses.Light Sci Appl 12, 271 (2023).

 

Rosuvastatin- versus Atorvastatin-Behandlung: höheres Risiko für Kataraktoperation in der Rosuvastatin-Gruppe?

Rosuvastatin- versus Atorvastatin-Behandlung bei Erwachsenen mit koronarer Herzkrankheit: Sekundäranalyse der randomisierten LODESTAR-Studie – höheres Risiko für neu auftretenden Diabetes mellitus und eine Kataraktoperation in der Rosuvastatin-Gruppe?
In dieser randomisierten, offenen, multizentrischen Studie vergleichen die Autoren die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Rosuvastatin mit der Behandlung mit Atorvastatin bei Erwachsenen mit koronarer Herzkrankheit.

In 12 Krankenhäusern in Südkorea wurden von 2016 bis 2019 4400 Erwachsene (Alter ≥19 Jahre) mit koronarer Herzkrankheit mittels 2×2-faktorieller Randomisierung entweder einer Behandlung mit Rosuvastatin (n=2204) oder Atorvastatin (n=2196) zugeteilt.
Der Hauptfokus der Studie lag auf einem zusammengesetzten Drei-Jahres-Kompositum aus allen Todesursachen, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder einer Koronarrevaskularisation. Sekundäre Endpunkte waren Sicherheitsendpunkte: neu auftretender Diabetes mellitus, Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz, tiefe Venenthrombose oder pulmonale Thromboembolie, endovaskuläre Revaskularisierung bei peripherer Arterienerkrankung, Aortenintervention oder -chirurgie, Nierenerkrankung im Endstadium, Absetzen von Studienmedikamenten aufgrund von Unverträglichkeit, Kataraktchirurgie und eine Kombination von im Labor festgestellten Anomalien.

Bei Erwachsenen mit koronarer Herzkrankheit zeigten Rosuvastatin und Atorvastatin nach drei Jahren eine vergleichbare Wirksamkeit in Bezug auf die Gesamtheit der Todesursachen, Myokardinfarkte, Schlaganfälle oder koronare Revaskularisation.
Rosuvastatin wurde mit niedrigeren LDL-Cholesterinwerten, aber einem höheren Risiko für neu auftretenden Diabetes mellitus, der Antidiabetika erfordert, und für Kataraktoperationen im Vergleich zu Atorvastatin in Verbindung gebracht.

Bei anderen Sicherheitsendpunkten gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

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Quelle: Lee YJ, Hong SJ, Kang WC, Hong BK, Lee JY, Lee JB, Cho HJ, Yoon J, Lee SJ, Ahn CM, Kim JS, Kim BK, Ko YG, Choi D, Jang Y, Hong MK; LODESTAR investigators. Rosuvastatin versus atorvastatin treatment in adults with coronary artery disease: secondary analysis of the randomised LODESTAR trial. BMJ. 2023 Oct 18;383:e075837.

Metformin-Einsatz und altersbedingte Makuladegeneration bei Patienten ohne Diabetes

In dieser Fall-Kontroll-Studie gehen die Autoren der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Metformin und dem Schutz vor der Entwicklung einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) bei Patienten ohne Diabetes gibt.
Für diese Studie wurden Daten aus den Jahren 2006 bis 2017 aus der Merative MarketScan Research Database verwendet, einer landesweiten Datenbank für Versicherungsansprüche, die zwischen 27 und 57 Millionen Patienten in den USA mit einer Primär- oder Medicare-Zusatzversicherung umfasst.

Fälle mit AMD und Kontrollen ohne AMD im Alter von 55 Jahren oder älter wurden 1:1 nach Jahr, Alter, Anämie, Bluthochdruck, Region und Charlson Comorbidity Index Score gematcht. Dann wurden Fälle und entsprechende Kontrollen ohne Diabetesdiagnose ausgewählt. In Untergruppenanalysen wurden Fälle mit trockener AMD und die entsprechenden Kontrollgruppen ermittelt, um den Zusammenhang zwischen Metformineinnahme und AMD-Stadium bei Patienten ohne Diabetes zu untersuchen.
Bei 231 142 Fällen mit AMD und 232 879 angepassten Kontrollen, von denen keiner eine Diabetesdiagnose hatte, war die Einnahme von Metformin mit einer um 17 % geringeren Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer AMD verbunden.

Schlussfolgerungen und Bedeutung: In dieser Fall-Kontroll-Studie an einer Population ohne Diabetesdiagnose war die Einnahme von Metformin mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von AMD verbunden. Dieser Zusammenhang scheint nicht dosisabhängig zu sein.
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Metformin als therapeutisches Mittel zum Schutz vor AMD-Entwicklung bei Patienten ohne Diabetes nützlich sein könnte.

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Quelle: Aggarwal S, Moir J, Hyman MJ, Kaufmann GT, Flores A, Hariprasad SM, Skondra D. Metformin Use and Age-Related Macular Degeneration in Patients Without Diabetes. JAMA Ophthalmol. 2023 Nov 30:e235478.