Sympathischen Ophthalmie

Die Inzidenz der sympathischen Ophthalmie nach Trauma: Eine Metaanalyse

Die sympathische Ophthalmie ist eine seltene bilaterale Panuveitis, die nach einer Verletzung mit Eröffnung des Bulbus auftritt. In der bisherigen Literatur gibt es unterschiedliche Inzidenzangaben. Ziel dieser systematischen Literaturrecherche und Metaanalyse war es, die Inzidenzrate genauer bestimmen zu können.
Insgesamt 24 Studien wurden zur Auswertung hinzugezogen.
Nach einer Bulbus eröffnenden Verletzung betrug der geschätzte Gesamtinzidenzanteil der sympathischen Ophthalmie 0,19 % (95 % CI 0,14 %-0,24 %), wobei die Inzidenzrate mit 33 pro 100.000 Personenjahren (95 % CI 19,61-56,64) beziffert wurde.
Somit ist die sympathische Ophthalmie nach Bulbus eröffnender Verletzung sehr selten. Weitere Studien sind erforderlich, um den Einfluss von Alter, Ausmaß und Lokalisation des Traumas, Zeitpunkt der Rekonstruktion oder prophylaktischer Enukleation auf die Inzidenz zu untersuchen.


He B, Tanya SM, Wang C, Kezouh A, Torun N, Ing E. The incidence of sympathetic ophthalmia after trauma: A meta-analysis. Am J Ophthalmol. 2021 Jul 17:S0002-9394(21)00364-0.

KI

Digitale Technologie, Telemedizin und künstliche Intelligenz in der Augenheilkunde: Eine globale Perspektive

Die plötzliche zeitgleiche Weiterentwicklung unzähliger digitaler und Telekommunikationstechnologien im Jahr 2020 hat der Augenheilkunde eine beispiellose Gelegenheit geschaffen, sich mithilfe von Telemedizin, unterstützt durch digitale Innovationen, an neue Versorgungsmodelle heranzutrauen. Zu diesen digitalen Innovationen gehören künstliche Intelligenz (KI), Telekommunikationsnetze der 5. Generation (5G) und das „Internet der Dinge“ (IoT), die ein voneinander abhängiges Ökosystem schaffen, das Möglichkeiten bietet, neue Modelle der Augenheilkunde zu entwickeln, um den Herausforderungen von COVID-19 zu begegnen und auch weiter darüber hinaus zu denken. Die Augenheilkunde hat sich in einigen dieser Bereiche unter anderem aufgrund ihrer vielen bildbasierten Untersuchungen erfolgreich entwickelt. Telemedizin und KI bieten synchrone Lösungen für die Herausforderungen, vor denen Augenärzte und Gesundheitsdienstleister überall stehen.

Weltweit haben Länder diese digitalen Innovationen genutzt, um diabetische Retinopathie, Frühgeborenenretinopathie, AMD, Glaukom, Fehlsichtigkeiten, Katarakt und andere Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts digital zu eruieren und einer Behandlung zuzuführen. Während der COVID-19-Pandemie wurde eine Reihe von Kontaktbeschränkungen und weitere Einschränkungen durchgesetzt und somit auch die Erbringung augenärztlicher Dienste weltweit erheblich beeinträchtigt. Dies hat eine „neue Normalität“ in den medizinischen Alltag mit fantastischen Neuerungen, Problemen und Risiken katapultiert.


Li JO, Liu H, Ting DSJ, Jeon S, Chan RVP, Kim JE, Sim DA, Thomas PBM, Lin H, Chen Y, Sakomoto T, Loewenstein A, Lam DSC, Pasquale LR, Wong TY, Lam LA, Ting DSW. Digital technology, tele-medicine and artificial intelligence in ophthalmology: A global perspective. Prog Retin Eye Res. 2021 May

Gen-Diät-Interaktionsstudie

Augeninnendruck, Glaukom und Koffeinkonsum: Eine Gen-Diät-Interaktionsstudie der britischen Biobank

In diese Querschnittsstudie wurden 121 374 Teilnehmer der UK Biobank mit Daten zum Kaffee- und Teekonsum (erfasst 2006-2010) und HH-Dicken-adaptierten IOD-Messungen im Jahr 2009 eingeschlossen.
Ziel war es, einen möglichen Zusammenhang zwischen habitueller Koffeinaufnahme mit Augeninnendruck (IOD) und Glaukom zu untersuchen und zu herauszufinden, ob eine genetische Prädisposition für einen höheren Augeninnendruck diese Assoziationen beeinflusst. Die Autoren bewerteten auch, ob die genetische Veranlagung für einen höheren Kaffeekonsum mit dem IOD zusammenhängt.
Gewohnheitsmäßiger Koffeinkonsum zeigte eine schwache Assoziation mit einem niedrigeren IOD, wobei der Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Glaukom gleich null war. Bei Teilnehmern mit der stärksten genetischen Prädisposition für einen erhöhten IOD war jedoch ein höherer Koffeinkonsum mit einem höheren IOD und einer höheren Glaukom-Prävalenz verbunden.


Modifiable Risk Factors for Glaucoma Collaboration. Intraocular Pressure, Glaucoma, and Dietary Caffeine Consumption: A Gene-Diet Interaction Study from the UK Biobank. Ophthalmology. 2021 Jun;128(6):866-876.

Myopie-Kontrolleffekt

Myopie-Kontrolleffekt durch Defokussierung mit integriertem Multiple-Segment (DIMS)-Brillenglas bei chinesischen Kindern: Ergebnisse einer 3-Jahres-Follow-up-Studie

Das DIMS-Brillenglas mit integrierter Defokussierung wurde entwickelt, um Myopie bei Kindern zu kontrollieren. Es basiert auf dem Prinzip der kurzsichtigen Fokussierung ohne Visusverlust zentral. Dabei handelt es sich um ein Brillenglas mit zwei Brennpunkten, das aus einer zentralen optischen Zone zur Korrektur des Fernbrechungsfehlers und einer Reihe winziger kreisförmiger Segmente mit einer relativen positiven Brechkraft von 3,50 D besteht, die gleichmäßig über den mittleren Umfangsbereich in einem Wabenmuster verteilt sind. Somit erzwingt die DIMS-Linse eine myope Defokussierung, während sie dem Träger gleichzeitig eine klare Sicht in allen Betrachtungsentfernungen bietet.

Eine randomisierte kontrollierte Doppelblind-Studie (RCT) (ClinicalTrials. gov: NCT02206217) zeigte, dass das Tragen von DIMS-Brillengläsern das Fortschreiten der Myopie im Kindesalter um 52 % und die axiale Verlängerung um 62 % im Vergleich zu normalen Einstärkenbrillengläsern (SV) bei einer Tragezeit über 2 Jahre signifikant verlangsamt.
Die Ziele dieser Studie waren es zu bestimmen, (1) ob die Verlangsamung der Myopieprogression (gemessen durch Veränderungen der sphärischen äquivalenten Refraktion (SER) und der axialen Länge (AL)) im dritten Jahr des DIMS-Tragens anhält und (2) ob dieser Effekt sich auch in der SV-Gruppe zeigt, die im 3.Jahr auf DIMS Gläser umgestellt wurden; beide Gruppen wurden mit einer neuen, historischen Kontrollgruppe verglichen.

128 Kinder nahmen an dieser Studie teil. Die Kinder, die DIMS-Brillengläser getragen hatten, trugen diese weiterhin (DIMS-Gruppe), und Kinder, die SV-Gläser getragen hatten, wechselten zu DIMS-Brillengläsern (Kontroll-zu-DIMS-Gruppe). Zykloplegische sphärische Äquivalentrefraktion (SER) und axiale Länge (AL) wurden in 6-Monats-Intervallen gemessen. Historische Kontrollen wurden dem Alter der DIMS-Gruppe nach 24 Monaten zugeordnet und zum Vergleich der Veränderungen im dritten Jahr verwendet.

Der Effekt der Myopiekontrolle wurde im dritten Jahr bei Kindern, die die DIMS-Gläser in den vorherigen zwei Jahren getragen hatten, aufrechterhalten und zeigte sich auch bei den Kindern, die von SV- auf DIMS-Gläsern umgestellt wurden.


Lam CS, Tang WC, Lee PH, Zhang HY, Qi H, Hasegawa K, To CH. Myopia control effect of defocus incorporated multiple segments (DIMS) spectacle lens in Chinese children: results of a 3-year follow-up study. Br J Ophthalmol. 2021 Mar 17

AMD

AMD ist nicht gleich AMD

AMD ist gekennzeichnet durch die Ansammlung von extrazellulären Ablagerungen (Drusen) gefolgt von einer fortschreitenden Degeneration der Photorezeptoren und angrenzendem Gewebe. AMD ist eine multifaktorielle Erkrankung, die ein komplexes Zusammenspiel zwischen Alterung, Umweltrisikofaktoren und genetischer Anfälligkeit umfasst. Chronische Entzündungen, Lipidablagerungen, oxidativer Stress und eine gestörte Erhaltung der extrazellulären Matrix sind stark an der AMD-Pathogenese beteiligt.

Genaue Wechselwirkungen von pathophysiologischen Ereignissen und den damit verbundenen Degenerationsprozessen sind noch nicht gänzlich erforscht. Trotz enormer Fortschritte in der klinischen Versorgung und bei der Aufklärung pathophysiologischer Mechanismen klafft eine große Lücke zwischen benötigtem medizinischem Bedarf und Alltagserfolgen bei der Behandlung und Prävention der AMD. Obwohl bei der Behandlung der exsudativen AMD mit der anti-VEGF-Therapie große Durchbrüche erzielt werden konnten, steht noch keine wirksame Behandlung zur Verfügung, um eine fortschreitende irreversible Degeneration der Photorezeptoren zu verhindern, die zu einem Verlust des zentralen Sehvermögens führt.

Überzeugende Fortschritte in der hochauflösenden Netzhautbildgebung haben eine verfeinerte Phänotypisierung der AMD in vivo ermöglicht. Diese Erkenntnisse in Kombination mit klinisch-pathologischen und genetischen Korrelationen haben die Heterogenität der Ursachen der AMD erst aufgedeckt. Daraus schließen die Autoren, dass die AMD ein Krankheitsspektrum verschiedener Phänotypen mit unterschiedlichen Pathogenesemechanismen umfasst.

Der Artikel diskutiert somit, dass neue Denkansätze bei der AMD erforderlich
erscheinen. Unter Berufung auf etwa 280 Forschungsarbeiten sehen die Autoren
„zunehmend Hinweise dafür, dass die AMD keine homogene Krankheit ist,
sondern vielmehr verschiedene pathologische Zustände umfasst“, heißt es
in einer Mitteilung des John A. Moran Eye Center.
„Wir hoffen, dass diese Veröffentlichung unsere Kollegen dazu inspirieren
wird, die AMD nicht als eine einzige Krankheit zu sehen, sondern als ein Krankheitsspektrum mit unterschiedlichen Phänotypen, die sich in ihren Pathomechanismen relevant unterscheiden“, so Fleckenstein (ehemals Bonn), die seit 2019 in den USA tätig ist. „Dieses Konzept entspricht dem Ansatz der personalisierten Medizin.

Anstatt sich auf
das „One-drug-fits-all‘-Modell zu verlassen, sollten neue Therapien auf
individuelle Phänotypen und Krankheitsstadien zugeschnitten werden.“


Originalartikel: Age-related macular degeneration. Nat Rev Dis Primers 7, 32 (2021). https://doi.org/10.1038/s41572-021-00272-3

OCT-Angiographie

Merkmale der OCT-Angiographie bei Patienten nach COVID-19-Lungenentzündung: Eine Pilotstudie

In dieser prospektiven Beobachtungs-Kohortenstudie wurden Veränderungen der Netzhautgefäßdichte in der Makula- und Sehnervenregion bei Patienten nach SARS-CoV-2-Pneumonie mittels optischer Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) untersucht.
40 Augen von 40 Patienten (mittleres Alter: 49,7 ± 12,6 Jahre) nach der SARS-CoV-2-Infektion und 40 gesunden Probanden wurde eingeschlossen.
Die COVID-19-Patienten mussten vollständig von einer COVID-19-Pneumonie erholt sein und wurden 6 Monate nach der COVID-19-Infektion untersucht. Keiner der Patienten klagte zum Zeitpunkt der Studienaufnahme noch während der Hospitalisierungszeit wegen der COVID-19-Pneumonie über Augensymptome.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikant veränderte retinale Gefäßdichte bei post-COVID-19-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe: Die Gefäßdichte des tiefen Kapillarplexus war in allen Makularegionen reduziert, während die Gefäßdichte des oberflächlichen Kapillarplexus der Netzhaut und der radialen peripapillären Kapillargefäße nur im Gesamtbild vermindert war. Diese Ergebnisse könnten durch die zahlreichen pathogenen Mechanismen im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Infektion erklärt werden, einschließlich der thrombo-inflammatorischen Mikroangiopathie und der Störung des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE). Daher könnte SARS-CoV-2 mikrovaskuläre Schäden an Netzhaut- und Aderhautgefäßen verursachen.
Diesbezüglich könnte die OCTA ein valider, nicht-invasiver Biomarker für eine frühe vaskuläre Dysfunktion nach einer SARS-CoV-2-Infektion sein.


Cennamo G, Reibaldi M, Montorio D, D’Andrea L, Fallico M, Triassi M. Optical Coherence Tomography Angiography Features in Post-COVID-19 Pneumonia Patients: A Pilot Study. Am J Ophthalmol. 2021; 227:182-190. doi:10.1016/j.ajo.2021.03.015