AMD

AMD ist nicht gleich AMD

AMD ist gekennzeichnet durch die Ansammlung von extrazellulären Ablagerungen (Drusen) gefolgt von einer fortschreitenden Degeneration der Photorezeptoren und angrenzendem Gewebe. AMD ist eine multifaktorielle Erkrankung, die ein komplexes Zusammenspiel zwischen Alterung, Umweltrisikofaktoren und genetischer Anfälligkeit umfasst. Chronische Entzündungen, Lipidablagerungen, oxidativer Stress und eine gestörte Erhaltung der extrazellulären Matrix sind stark an der AMD-Pathogenese beteiligt.

Genaue Wechselwirkungen von pathophysiologischen Ereignissen und den damit verbundenen Degenerationsprozessen sind noch nicht gänzlich erforscht. Trotz enormer Fortschritte in der klinischen Versorgung und bei der Aufklärung pathophysiologischer Mechanismen klafft eine große Lücke zwischen benötigtem medizinischem Bedarf und Alltagserfolgen bei der Behandlung und Prävention der AMD. Obwohl bei der Behandlung der exsudativen AMD mit der anti-VEGF-Therapie große Durchbrüche erzielt werden konnten, steht noch keine wirksame Behandlung zur Verfügung, um eine fortschreitende irreversible Degeneration der Photorezeptoren zu verhindern, die zu einem Verlust des zentralen Sehvermögens führt.

Überzeugende Fortschritte in der hochauflösenden Netzhautbildgebung haben eine verfeinerte Phänotypisierung der AMD in vivo ermöglicht. Diese Erkenntnisse in Kombination mit klinisch-pathologischen und genetischen Korrelationen haben die Heterogenität der Ursachen der AMD erst aufgedeckt. Daraus schließen die Autoren, dass die AMD ein Krankheitsspektrum verschiedener Phänotypen mit unterschiedlichen Pathogenesemechanismen umfasst.

Der Artikel diskutiert somit, dass neue Denkansätze bei der AMD erforderlich
erscheinen. Unter Berufung auf etwa 280 Forschungsarbeiten sehen die Autoren
„zunehmend Hinweise dafür, dass die AMD keine homogene Krankheit ist,
sondern vielmehr verschiedene pathologische Zustände umfasst“, heißt es
in einer Mitteilung des John A. Moran Eye Center.
„Wir hoffen, dass diese Veröffentlichung unsere Kollegen dazu inspirieren
wird, die AMD nicht als eine einzige Krankheit zu sehen, sondern als ein Krankheitsspektrum mit unterschiedlichen Phänotypen, die sich in ihren Pathomechanismen relevant unterscheiden“, so Fleckenstein (ehemals Bonn), die seit 2019 in den USA tätig ist. „Dieses Konzept entspricht dem Ansatz der personalisierten Medizin.

Anstatt sich auf
das „One-drug-fits-all‘-Modell zu verlassen, sollten neue Therapien auf
individuelle Phänotypen und Krankheitsstadien zugeschnitten werden.“


Originalartikel: Age-related macular degeneration. Nat Rev Dis Primers 7, 32 (2021). https://doi.org/10.1038/s41572-021-00272-3