Augenkomplikationen nach Impfung gegen COVID-19

Eine Retrospektive nach einem Jahr

Etwa ein Jahr nach dem Impfstart gegen Covid-19 wurde in einer beträchtlichen Anzahl von Berichten und retrospektiven Fallstudien über mögliche Nebenwirkungen berichtet. In dieser Übersicht versuchen die Autoren, eine Beschreibung dieser Ergebnisse auf der Grundlage einer umfassenden Übersicht und statistischen Analyse der Literatur bereitzustellen. Von den 58 eingeschlossenen Studien waren 28 (48,3 %) Fallberichte, 5 (8,6 %) Fallserien, 22 (37,9 %) Leserbriefe und 3 (5,2 %) Foto Aufsätze. Insgesamt wurden 94 Patienten eingeschlossen (Durchschnittsalter von 90 Patienten mit Altersangabe: 46,9 ± 18,4 Jahre.) Von 91 Patienten mit dokumentiertem Geschlecht waren 50 (54,9 %) Frauen und 41 (45,1 %) Männer.
Von den 87 Fällen, in denen Impfstoffinformationen vorlagen, wurde BNT 162b2 mRNA SARS-CoV-2 (BioNTech/Pfizer, Mainz, Deutschland) 55 Mal (63,2 %) gemeldet, AZD1222 ChAdO×1 nCoV-19 (AstraZeneca, Cambridge, UK, auch als Impfstoff des CoviShield Serum Institute of India vermarktet) 20 Mal (22,9 %), Moderna COVID-19 Vaccine (ModernaTX, Inc., Cambridge, MA, USA) 6 Mal (6,9 %), BBIBP-CorV ( Sinopharm, Peking, China) 3 Mal (3,4 %), Corona Vac (Sinovac Biotech Ltd., Peking, China) 2 Mal (2,3 %) und Gam-COVID-Vac/Sputnik V (Gamaleya Institute, Moskau , Russland) einmal (1,1 %).
81 Mal angegeben, nach der wievielten Impfung unerwünschte Nebenwirkungen auftraten: 45 (55,6 %) Fälle nach der ersten Dosis, 35 (43,2 %) nach der zweiten und einer (1,2 %) nach einer 3. Dosis (Auffrischimpfung).

In der Literaturrecherche wurden zahlreiche ophthalmologische Nebenwirkungen nach der COVID-19-Impfung gefunden. In erster Linie werden hier Mechanismen und klinische Überlegungen für Phänomene, die mehrfach aufgetreten sind, diskutiert.

Augenlid: Von den 2 Berichten (6 Patienten) waren 5 von 6 Patienten (83,3 %) weiblich und das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Präsentation des bilateralen Oberlidödems betrug 48,7 ± 13,5 Jahre [17,18]. In allen Fällen lösten sich die Beschwerden innerhalb von etwa zwei Wochen auf.

Orbita: Insgesamt drei Berichte (3 Patienten, 4 Augen) kommentieren orbitale Manifestationen: Obere Augenvenenthrombose bei nachgewiesener sekundärer Immunthrombozytopenie und Tolosa-Hunt-Syndrom.

Hornhaut: In 11 Berichten (15 Patienten, 18 Augen) werden Hornhautmanifestationen nach Impfung gegen COVID-19 beschrieben. Von diesen 15 Patienten waren 9 (66,7 %) weiblich und 6 (33,3 %) männlich. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Vorstellung betrug 61,33 ± 15,5 Jahre, und die durchschnittliche Zeit von der Impfung bis zum Auftreten von Augensymptomen betrug 11,8 ± 6,2 Tage. Häufigst beschrieben wurde eine Transplantatabstoßung.

Uveitis: Angesichts der starken Assoziation zwischen Uveitis und immunologischen Phänomenen ist ein Zusammenhang zwischen der Impfung gegen COVID-19 und Uveitis zu erwarten. In 14 Uveitis-Berichten wurden 34 Patienten (44 Augen) gemeldet. Es handelt sich dabei sowohl um neue aufgetretene Uveitiden wie auch ein Wiederaufflackern präexistenter Krankheitsbilder. Bei den 34 Patienten betrug die durchschnittliche Zeit von der Impfung bis zur Entwicklung von Augensymptomen 8,0 ± 8,6 Tage

Netzhaut: In 12 Berichten (14 Patienten, 19 Augen) werden retinale Manifestationen nach Impfung gegen COVID-19 beschrieben: Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Vorstellung betrug 24,8 ± 4,8 Jahre, und die durchschnittliche Zeit von der Impfung bis zur Entwicklung ophthalmologischer Symptome betrug 3,1 ± 2,4 Tage. Am häufigsten wurde eine akute makuläre Neuroretinopathie beschrieben (AMN).

Netzhautgefäßerkrankungen: Es liegen diesbezüglich 4 Berichte mit retinalen Venenthrombosen (CRVO, BRVO, HRVO) vor (5 Patienten, 6 Augen). Von diesen 5 Patienten waren 4 (80,0 %) männlich und 1 (20,0 %) weiblich. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Vorstellung betrug 54,6 ± 18,1 Jahre, und die durchschnittliche Zeit von der Impfung bis zur Entwicklung der Augensymptome betrug 5,4 ± 6,6 Tage.

Neuroophthalmologie: Bei den 4 Berichten (5 Patienten, 8 Augen) waren alle 5 Patienten weiblich. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Vorstellung betrug 48,0 ± 21,5 Jahre, und die durchschnittliche Zeit von der Impfung bis zur Entwicklung der Augensymptome betrug 8,6 ± 8,3 Tage. Die Mehrheit der Berichte befasst sich mit dem Auftreten einer Optikusneuritis.

Augenmotilitätsstörungen: Zu Lähmungen der Augenmuskeln nach Impfung gegen Covid-19 liegen 7 Berichte (9 Patienten (6 männlich, 3 weiblich), 10 Augen) vor. Das Durchschnittsalter betrug 45.3 +/-18.7 Jahre. Die durchschnittliche Dauer von der Impfung bis zum Auftreten der Symptome 8.8 +/- 9.4 Tage.

Die Autoren weisen auf folgende Schwächen dieser Meta-Analyse hin: es handelt sich nur um eine retrospektive Analyse und nicht um eine Kohortenstudie. Zudem kann die kausale Verknüpfung der aufgetretenen, unerwünschten Symptome nur aufgrund der zeitlich nahen Verknüpfung mit der Covid-Impfung nicht sicher hergeleitet werden. Es kann sich auch um zufällige Konstellationen, ohne Zusammenhang handeln.

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Haseeb AA, Solyman O, Abushanab MM, Abo Obaia AS, Elhusseiny AM. Ocular Complications Following Vaccination for COVID-19: A One-Year Retrospective. Vaccines (Basel). 2022 Feb 21;10(2):342.