Die Netzhaut als Fenster zur Diagnose des Morbus Alzheimer?

Studien bei Alzheimer-Patienten und gen-manipulierten Alzheimer-Mäusen haben Pathologien in der Netzhaut gezeigt, die denen im Gehirn ähnlich sind.
In dieser Meta-Analyse aktueller Studien wird erörtert, ob ein nicht invasives Verfahren wie die Optische Kohärenztomographie oder die OCT-A für die Diagnose der Alzheimerschen Erkrankungen genutzt werden kann.
Es konnten 3 Hauptargumente dafür extrapoliert werden:
1.In Ex-vivo- und In-vivo-Studien an AD-Mäusen und AD-Patienten treten folgende parallele Veränderungen auf: Ablagerungen von Aβ und Tau, neurale Degeneration, vaskuläre Ausdünnung und Mikroglia-Aktivierung.
2. Das Gehirn als komplexes Netzwerk ist nicht so einfach zu zugänglich wie die Netzhaut. Aufgrund ihrer im Vergleich relativ einfachen und transparenten Struktur ist die Netzhaut mit nicht-invasiven, hochauflösenden Diagnose-tools wie der OCT schnell und einfach zu untersuchen.
3. Netzhautpathologien können vor Hirnpathologien erkannt werden, was die Chance bieten könnte, die Diagnose Alzheimer früher als bisher stellen zu können.
Problematisch ist, dass andere Netzhauterkrankungen bei älteren Menschen, besonders die altersbedingte Makuladegeneration und Glaukom, bestimmte Manifestationen im OCT aufweisen, die denen der Alzheimer Erkrankung ähnlich oder gemeinsam sind.
Zukünftige Studien sollten daher darauf abzielen, spezifische retinale Biomarker bei der Alzheimer Erkrankung definieren zu können, um eine frühe Diagnose mit einer hohen Sensivität und Spezifität ermöglichen zu können.

_________________________________________________________________________________________________________________________

Zhang J, Shi L, Shen Y. The retina: A window in which to view the pathogenesis of Alzheimer’s disease. Ageing Res Rev. 2022 May;77:101590. doi: 10.1016/j.arr.2022.101590. Epub 2022 Feb 19. PMID: 35192959.