Gesichtsmaske und Risiko einer Endophthalmitis nach intravitrealen Injektionen: Eine Netzwerk-Meta-Analyse von 2,6 Millionen Injektionen

Es ist umstritten, ob die Rate der Endophthalmitis nach intravitrealen Injektionen (PIE) durch Maskenpflicht für Arzt und Patient beeinflusst wird. PIE ist ein seltenes, aber verheerendes und somit unerwünschtes Ereignis nach einer intravitrealen Injektion (IVI). Die Inzidenz liegt bei ca. 0,056 %. Vor der Pandemie empfahlen nationale Richtlinien in Nordamerika und Europa eine obligatorische Maskenpflicht während der intravitrealen Injektion, obwohl die meisten kanadischen Netzhautspezialisten angaben, keine Gesichtsmasken zu tragen. Auch die Patienten trugen nur selten Masken. Während mehrere große Beobachtungsstudien darauf hindeuten, dass die Inzidenz der PIE mit der Einführung allgemeiner Maskenpflicht während der Pandemie unverändert blieb, wurden diese Ergebnisse in anderen Berichten widerlegt, die darauf hindeuten, dass bei Patienten, die Maske trugen, sogar ein höheres PIE-Risiko beobachtet wurde. So wurde beispielsweise die Hypothese aufgestellt, dass Patientenmasken aerosolisierte, orale Flora durch Lücken im Nasenstück der Maske nach oben zu den Augen leiten können, wodurch die Injektionsstelle kontaminiert werden könnte und folgend das Risiko einer PIE steigt.

Das primäre Ziel dieser systematischen Überprüfung und Netzwerk-Metaanalyse war es, die Inzidenz von PIE auf der Grundlage verschiedener IVI-Masken-Protokolle zu vergleichen. Zweites Ziel war es, herauszufinden, ob unterschiedliche Protokolle zu einer unterschiedlichen Inzidenz von kulturpositiven, nicht kulturpositiven und Streptokokken-(Mundflora-)PIE führen.
Es wurden vergleichende Studien zur PIE-Inzidenz in Abhängigkeit, ob und von wem Masken getragen wurden, eingeschlossen (d. h. Standardbehandlung [keine Einschränkungen], No-Talking, nur Arzt-Maske oder Maske für Patient und Arzt). Bei der Subgruppenanalyse wurden Studien ausgeschlossen, die während des Beobachtungszeitraums systematisch neue prophylaktische Techniken (z. B. vorgefüllte Spritzen) einführten.
Die ROBINS-I- und GRADE-Tools bewerteten das Risiko einer Verzerrung und die Sicherheit der Evidenz.
17 Studien (mit insgesamt 2.595.219 Injektionen, bei 830 Ereignissen (0,032 %) wurden eingeschlossen. Bei allen PIE-Ereignissen war die PIE-Inzidenz im Vergleich zur Standardbehandlung signifikant niedriger bei einer «no-talking policy» für den Arzt und mit Maske für den Arzt, was auch in der Untergruppenanalyse unverändert blieb. Obwohl sich die PIE-Raten zwischen Standardbehandlung und Maskenpflicht für Arzt und Patient in der Hauptanalyse nicht unterschieden, ergab die Subgruppenanalyse eine signifikant niedrigere Rate an PIE bei Maskenpflicht für jede Gruppe im Vergleich zur Standardbehandlung. Bei den kulturpositiven (14 Studien; 2.347.419 Injektionen), Streptokokken- (10 Studien; 1.966.903 Injektionen) und kulturnegativen (15 Studien; 2.213.322 Injektionen) Ergebnissen erreichten die PIE-Raten zwischen den Interventionsgruppen im Allgemeinen keine Signifikanz, was wahrscheinlich mit der begrenzten Aussagekraft der Studien zusammenhängt. Eine Ausnahme bildete die signifikant niedrigere Inzidenz von kulturpositiven PIE bei einer No-Talking-Strategie im Vergleich zur Standardbehandlung, obwohl dieses Ergebnis in der Subgruppenanalyse nicht bestehen blieb. Auch in der Subgruppenanalyse wies die universelle Maskenpflicht eine signifikant niedrigere Inzidenz der kulturnegativen PIE auf als die Standardbehandlung.

Die GRADE-Analyse ergab somit Hinweise mit geringer oder sehr geringer Evidenz, dass die Maßnahmen: „No-talking“ und „Arztmaske“ die Raten kulturpositiver bzw. klinischer PIE im Vergleich zur Standardbehandlung und zur Maskenpflicht für Arzt und Patient verringern können.

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Tao BK, Li X, Chen N, Huang R, Mihalache A, Gou D, Zeraatkar D, Xie JS, Popovic MM, Zaslavsky K, Navajas E, Kertes PJ, Wong DT, Kohly RP, Muni RH. Face Masking and Risk of Post-Intravitreal Injection Endophthalmitis: A Network Meta-Analysis of 2.6 Million Injections. Ophthalmology. 2024 Dec 9:S0161-6420(24)00756-5.( Journal pre-proof)