Neurostimulation zur Tränenproduktion

Das „trockene Auge“ (DED= dry eye disease) ist eine chronische multifaktorielle Erkrankung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. Trotz intensiver Forschung bleibt die Behandlung eine Herausforderung. Bisherige Therapieansätze konzentrierten sich auf Befeuchtung der Augenoberfläche mit künstlichen Tränen, Salben und Punktum Plugs sowie die Hemmung der Entzündungsreaktion mit Wirkstoffen wie Cyclosporin und Lifitegrast.
Der naso-lacrimale Reflex (NLR) wurde erstmals 1927 von Wernøe als Option zur der bilateralen Tränenstimulation durch chemische oder mechanische Reizung der Nasenschleimhaut beschrieben. Dieser Reflex wurde früher zur Diagnose von oto-neurologischen Läsionen verwendet, die die zentralen Teile des Reflexbogens betreffen.
Die Neurostimulation zur Tränenproduktion ist ein sich rasant entwickelndes Gebiet, das die Entwicklung des intranasalen Tränenneurostimulators (ITN) hervorbrachte.
Das ITN wurde im April 2017 für den kommerziellen Einsatz zugelassen. Diese Innovation resultierte aus dem Erfolg von Tierstudien zur Stimulation des Tränennervs und des vorderen Siebbeinnervs. Seitdem zeigen zahlreiche Pilotstudien und multizentrische randomisierte kontrollierte Studien eine erhöhte wässrige Tränenproduktion, verbesserte DED-bezogene Symptome bei gleichzeitiger Gerätesicherheit. Aktuelle Studien berichten auch über die positiven Auswirkungen der intranasalen Stimulation auf die Mucin- und Lipidsekretion.
Weitere Studien sind erforderlich, um die richtige Patientenauswahl und die langfristige Wirksamkeit der Neurostimulation bei einem trockenen Auge zu bestimmen.


Marianne Fritz, Viviane Grewing, Philip Maier, Thabo Lapp, Daniel Böhringer, Thomas Reinhard, Katrin Wacker; Am J Ophth, Nov 2019, 207, p 351-355