Pilot Studie zur Evaluation der Bedeutung von Infrarotlicht in alternden, gesunden Augen und bei Makuladegeneration

Bei alternden Augen kommt es zu einem fortschreitenden Verlust von Stäbchen im Vergleich zu einem minimalen Rückgang der weniger anfälligen Zapfen in der Netzhaut. Weitere Veränderungen der äußeren Netzhaut sind eine zahlenmäßige Ausdünnung und eine zelluläre Verdickung des retinalen Pigmentepithels (RPE), eine erhöhte Dicke des retinalen Pigmentepithel-Bruch-Membrankomplexes (RPE-BM-Komplex) und ein allmähliches Schrumpfen der Choriokapillaris. Diese Alterungsänderungen sind zunächst selten mit symptomatischen Sehfunktionsverlusten verbunden.

Mit zunehmendem Alter nimmt auch das Membranpotential und die Funktion der Mitochondrien ab, wodurch die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) verringert wird. Diese Veränderungen können den Zelltod einleiten.

Da die Netzhaut den größten Energiebedarf im Körper hat, ist sie besonders anfällig für eine mitochondriale Dysfunktion. Von reduzierten retinalen ATP-Spiegeln wurde diesbezüglich in Mausmodellen und bei Primaten berichtet. Daher könnte die gezielte Behandlung der Mitochondrien eine Option sein, um das Altern der Netzhaut zu verzögern und den Wechsel zu einer AMD oder dessen Fortschreiten zu verhindern.

Es gibt einige, allerdings wenig evidenzbasierte Berichte, dass durch Photobiomodulation,
genauer die Anwendung von Rot-bis Infrarotlicht (= 600–1000 nm), der Alterungsprozess der Mitochondrien verlangsamen könnte. Die genauen Mechanismen dieser Anwendung sind unklar. Eine Hypothese postuliert, dass diese Wellenlängen von der Cytochrom-C-Oxidase, dem geschwindigkeitsbestimmenden Enzym bei der Mitochondrienatmung, absorbiert werden, wodurch seine Aktivität zusammen mit dem Mitochondrienmembranpotential und der ATP-Produktion erhöht wird.

In dieser Studie wurden die funktionelle und strukturelle Auswirkung der Anwendung von 670nm Licht bei 31 Patienten mit mittlerer AMD und 11 Personen ab 55 Jahren mit normaler Netzhaut untersucht. Die Studienaugen wurden täglich morgens für 2 min mit einer Infrarot-Handlichtquelle behandelt.

Die Sehfunktion wurde im Verlauf von 12 Monaten in Bezug auf die bestkorrigierte Sehschärfe, das Dämmerungssehen, die Schwelle im Dämmerungssehen und die Stäbchenerholzeit verglichen. Strukturelle Veränderungen der optischen Kohärenztomographie und Farbfotografien wurden ebenfalls ausgewertet.

Es gab eine Verbesserung der Schwelle im Dämmerungssehen in der Gruppe ohne AMD um 1,77 dB (p = 0,03), sonst jedoch zeigte kein anderer Parameter eine klinisch signifikante Änderung. Bei Augen mit intermediärer AMD gab es zu keinem Zeitpunkt in den 12 Monaten eine signifikante Verbesserung der funktionellen oder strukturellen Veränderungen, obwohl die Compliance gut war. Diese kleine Pilotstudie zeigt, dass die Photobiomodulation mit 670 nm bei Patienten, die bereits eine intermediäre AMD erreicht haben, keine Wirkung hat.


Grewal MK, Sivapathasuntharam C, Chandra S, et al. A Pilot Study Evaluating the Effects of 670 nm Photobiomodulation in Healthy Ageing and Age-Related Macular Degeneration. J Clin Med. 2020;9(4):1001. Published 2020 Apr 2. doi:10.3390/jcm9041001