Subanästhetisches Ketamin reaktiviert die kortikale Plastizität bei Erwachsenen – kann Amblyopie in Zukunft behoben werden?

Subanästhetisches Ketamin ruft bei Menschen eine schnelle und langanhaltende antidepressive Wirkung hervor. Der Mechanismus dafür ist noch nicht bekannt, aber klar ist: Ketamin kann Plastizitätsprozesse des Gehirns weitgehend modulieren. Die Autoren zeigen, dass Ketamin in Einzeldosen die visuelle kortikale Plastizität bei erwachsenen Mäusen reaktiviert und die funktionelle Wiederherstellung von Sehschärfedefekten nach Amblyopie bedingt. Ketamin induziert spezifisch eine Senkung der Neuregulin-1 (NRG1) -Expression in Parvalbumin-exprimierenden (PV) und-hemmenden Neuronen im visuellen Kortex der Maus. Die NRG1-Herunterregulierung in PV-Neuronen verfolgt sowohl den schnellen Beginn als auch die anhaltende Abnahme der synaptischen Hemmung von exzitatorischen Neuronen, sowie die verringerte synaptische Erregung von PV-Neuronen in vitro und in vivo nach einer einzelnen Ketaminbehandlung.

Diese Effekte werden durch exogenes NRG1 sowie durch PV-gezieltes Rezeptor-Knockout blockiert. Somit wird die Ketaminreaktivierung der visuellen kortikalen Plastizität bei Erwachsenen durch eine schnelle und anhaltende kortikale Enthemmung durch Herunterregulierung der PV-spezifischen NRG1-Signalübertragung vermittelt.
Schnelle und anhaltende Ketaminwirkungen sind vielversprechend für therapeutische Anwendungen, die auf der Reaktivierung der kortikalen Plastizität bei Erwachsenen beruhen. Weitere Studien sind erforderlich, um die vollständigen Auswirkungen dieser Entdeckung zu ermitteln.


Grieco SF, Qiao X, Zheng X, Liu Y, Chen L, Zhang H, Yu Z, Gavornik JP, Lai C, Gandhi SP, Holmes TC, Xu X. Subanesthetic Ketamine Reactivates Adult Cortical Plasticity to Restore Vision from Amblyopia. Curr Biol. 2020 Sep 21;30(18):3591-3603