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Masern, Mumps, Rötelnimpfung

Masern, Mumps, Rötelnimpfung und Autismus: Eine landesweite Kohortenstudie in Dänemark

Hintergrund dieser Studie war die hypothetische Verbindung zwischen dem Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und dem Auftreten von Autismus, welche die Impfbereitschaft in der Bevölkerung reduziert.

Zielsetzung der Studie war es zu beurteilen, ob das Risiko für Kinder, Autismus nach der MMR-Impfung zu entwickeln, erhöht ist.

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Anti-VEGF

Anti-VEGF-Therapie bei diabetischer Retinopathie: Konsequenzen bei Therapieunterbrechung

Es handelt sich um eine kleine retrospektive Studie einer Gruppe von 12 Patienten, die ausschließlich mit Anti-VEGF bei proliferativer (PDR) oder nicht-proliferative diabetische Retinopathie (NPDR) mit oder ohne diabetisches Makulaödem (DME) zunächst behandelt wurden und dann für eine mittlere Dauer von 12 Monaten keine weitere Therapie erhielten. Ursachen für die Unterbrechung der Behandlung waren u. a. Co-Morbiditäts bedingter Ausfall (31 %), Non-Compliance (31 %) und finanzielle Probleme (15 %). Acht Augen hatten vor der Behandlungsunterbrechung einen Visus von 20/80 oder besser. Komplikationen beim Follow-up waren Glaskörperblutungen (9 Augen), neovaskuläres Glaukom (5 Augen) und Netzhautablösung (4 Augen). Trotz der Behandlung dieser Komplikationen verloren 77 % der Augen ≥ 3 VA-Linien, wobei 46 % der Augen mit einem Visus von Handbewegung oder schlechter rauskamen.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass Ärzte sorgfältig zwischen panretinaler Photokoagulation, Kombinationstherapie oder alleiniger Anti-VEGF als Behandlung individuell für jeden einzelnen Patienten entscheiden müssen.

Diese wenn auch kleine Studie zeigt uns, welche Folgen eine Unterbrechung der anti-VEGF Monotherapie bei behandlungsbedürftigen Diabetikern haben kann – nämlich ein starkes Fortschreiten der Erkrankung mit möglicherweise verheerenden, irreversiblen Folgen für das Augenlicht.


Wubben TJ, Am J Ophthalmol. 2019 Mar 13. doi: 10.1016/j.ajo.2019.03.005. (Epub ahead of print); Anti-VEGF Therapy for Diabetic Retinopathy: Consequences of Inadvertent TreatmentInterruptions.

 

 

Rocklatan

FDA lässt Rocklatan als Augentropfenkombination für Offenwinkelglaukom und okuläre Hypertension zu

Die Kombination Rocklatan bestehend aus Netarsudil und Latanoprost von Aerie Pharmaceuticals wurde von der FDA zugelassen.

Rocklatan ist ein Kombinationspräparat aus Prostaglandinanalogon Latanoprost (0,005 %) und den Rho-Kinase (ROCK) -Inhibitor Netarsudil (0,02 %), dem Wirkstoff von Rhopressa (Zulassung durch die FDA im Dez 2017), welches einmal täglich verabreicht wird.

Daten aus neuesten klinischen Studien zeigen, dass Rocklatan den Augeninnendruck wirksamer senkt als seine einzelnen Komponenten.

In MERCURY 1 und MERCURY 2, zwei multizentrische Phase-3-Studien von Aerie, wurden Patienten mit Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertonie in 3 Gruppen randomisiert, um Rocklatan, Netarsudil oder Latanoprost zu erhalten. In beiden Studien erreichte Rocklatan seinen primären Endpunkt für die Wirksamkeit von 90 Tagen und zeigte zu jedem Zeitpunkt eine überlegene IOD-Reduktion gegenüber Latanoprost und Netarsudil als Einzelpräpaprat. Mehr als 60 % der Patienten, die Rocklatan erhielten, erzielten eine Verringerung des Augeninnendrucks um 30 % oder mehr, fast doppelt so viel wie durch Latanoprost allein. Verglichen mit dem Latanoprostarm erreichten fast doppelt so viele Patienten im Rocklatan-Arm einen IOP von 16 mmHg oder weniger und fast dreimal so viele erreichten 14 mmHg.

Laut der Pressemitteilung waren die okulären Nebenwirkungen mild und tolerierbar mit minimalen systemischen Nebenwirkungen. Das häufigste okuläre unerwünschte Ereignis, das mit Rocklatan in Verbindung gebracht wurde, war eine konjunktivale Hyperämie. Andere häufige unerwünschte Ereignisse am Auge waren Schmerzen an der Instillationsstelle, Cornea verticillata und konjunktivale Blutungen.

Aerie plant, Rocklatan (früher als Roclatan bekannt) in den Vereinigten Staaten im zweiten Quartal 2019 auf den Markt zu bringen.


Keng Jin Lee, Aerie Pharmaceuticals, et al.: FDA approves Rocklatan for open-angle glaucoma, ocular hypertension. American Academy of Ophthalmology 2019; https://www.aao.org/headline/fda-approves-rocklatan-open-angle-glaucoma-ocular-

 

 

Brolucizumab

Aktuelle Auswertung der Novartis-Phase-III-Daten zu Brolucizumab (RTH258) bei exsudativer AMD

Brolucizumab (RTH258) ist ein humanisiertes Einzelketten-Antikörperfragment (scFv).

Seine proprietäre und innovative Struktur ergibt ein kleines Molekül (26 kDa) mit starker Hemmung und hoher Affinität zu allen VEGF-A-Isoformen. In präklinischen Studien hemmte Brolucizumab die Aktivierung von VEGF-Rezeptoren durch Hemmung der Ligand-Rezeptor-Interaktion.

Die Studien HAWK (NCT02307682) und HARRIER (NCT02434328) wurden konzipiert, um die Wirksamkeit und Sicherheit intravitrealer Injektionen von 6 mg Brolucizumab und 3 mg (nur HAWK) gegenüber Aflibercept 2 mg bei Patienten mit nAMD zu vergleichen. In beiden Studien wurden die Patienten entweder in die Brolucizumab- oder Aflibercept-Gruppen randomisiert. Unmittelbar nach der 3-monatigen Loading-Phase erhielten die Patienten das Medikament in den Brolucizumab-Gruppen in einem 12-wöchigen Intervall.  Optional konnte ein q8w-Dosierungsintervall bei entsprechenden, definierten Krankheitsmerkmalen durchgeführt werden. Aflibercept wurde nach dem Upload entsprechend seines Labels alle zwei Monate verabreicht.

Brolucizumab erfüllte das primäre Wirksamkeitsziel der Nichtunterlegenheit gegenüber Aflibercept bezüglich der mittleren Veränderung der bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) im Vergleich zum Ausgangswert bis Woche 48 mit hoher statistischer Signifikanz. Zusätzlich zeigte Brolucizumab eine Überlegenheit in drei sekundären Endpunkten, die als Schlüsselparameter der nAMD angesehen werden: „central subfield retinal thickness“, „retinal fluid“ (intraretinal und/oder subretinal) und Krankheitsaktivitätszeichen. Diese Ergebnisse wurden erzielt, während ein Großteil der Brolucizumab-Patienten – 56 % in HAWK und 51 % in HARRIER – in einem q12w-Dosierungsintervall unmittelbar nach der Ladephase bis Woche 48 gehalten wurde. Die Zulassungsanträge für Brolucizumab sollen im Dezember 2018 vorliegen.


Ramin T, et al. Vergleichende Beurteilung der Netzhautflüssigkeit bei Patienten, die mit Brolucizumab und Aflibercept behandelt wurden: 36-48 Woche Daten von HAWK und HARRIER. Vortrag auf der EURETINA, 2018, Wien.

 

 

Geographischen Atrophie

Zunahme der geographischen Atrophie nicht durch Lampalizumab aufhaltbar

Auch wenn die Pathophysiologie der geographischen Atrophie noch nicht eindeutig geklärt ist, spielt eine Dysregulation des Komplementsystems, ein Teil des angeborenen Immunsystems, bei der Entwicklung der AMD, speziell auch bei der geographischen Atrophie, eine gewisse Rolle. Überhaupt scheinen in bis zu 80 % der Fälle genetische Faktoren der Entwicklung einer AMD zuzuschreiben zu sein.

In Anbetracht dieser genetischen Verbindung wurde der Komplementfaktor D als therapeutisches Ziel ausgewählt, da er als Takt gebendes Enzym des alternativen Komplementweges gilt und in vergleichsweiser geringer Menge vorhanden ist. Lampalizumab ist ein Antigen-bindendes Fragment eines humanisierten monoklonalen Antikörpers, der gegen den Komplementfaktor D gerichtet ist und diesen hemmt.

Nach einer Phase-2-Studie, in der Lampalizumab die GA-Vergrößerungsrate zu reduzieren schien, wurde in die Phase 3 zur Medikamentenzulassung übergegangen. In zwei identischen Phase-3-Studien (doppelt maskiert, randomisiert und Placebo-kontrolliert mit fast 1000 Teilnehmern in jeder Studie) konnte Lampalizumab keine Vergrößerung von GA-Läsionen im Vergleich zu der Placebogruppe verhindern. Die Ergebnisse betonen sogar die deutliche und konsequente Zunahme der GA mit einem Mittelwert von etwa 2 mm2 pro Jahr.


Holz, FG et al; Efficacy and Safety of Lampalizumab for Geographic Atrophy Due to Age-Related Macular Degeneration: Chroma and Spectri Phase 3 Randomized Clinical Trials; JAMA Ophthalmol. 2018 Jun 1;136(6):666-677

 

Sub-Threshold Nanosecond Laser Intervention

Sub-Threshold Nanosecond Laser Intervention in Age-Related Macular Degeneration: The LEAD Randomized Controlled Clinical Trial

Die Behandlung mit dem Sub-threshold nanosecond laser (SNL) hat in präklinischen und einer Pilotstudie bei der intermediären AMD (iAMD definiert als große Drusen > 125 Nanometer Durchmesser) eine Rückläufigkeit der AMD-Zeichen gezeigt, ohne die darüber liegende Netzhaut zu schädigen. Somit kommt sie als mögliche, wirkungsvolle Therapie infrage.

Die „Laser intervention in Early stages of Age-related Macular Degeneration (LEAD)“ Studie ist die weltweit erste, 36-monatige, multizentrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie, die die Sicherheit der SNL-Behandlung bei iAMD und seiner Wirksamkeit zur Verlangsamung der Progression zur späten AMD untersuchen soll. Sie wurde als „Proof-of-Concept-Studie“ konzipiert.

Es wurden 292 Teilnehmer mit iAMD ohne Anzeichen einer Atrophie in der optischen Kohärenztomographie randomisiert. In 6-monatigen Abständen wurde eine SNL- oder Scheinbehandlung des Studienauges durchgeführt.

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Tetracain-Augentropfen

Tetracain-Augentropfen

Brennen kalte Tetracain-Augentropfen weniger als zimmerwarme?
Tetracain ist einer der am häufigsten benutzten Lokalanästhetika in der Augenheilkunde in Tropfenform. Jedoch verursacht es bei Instillation Augenbrennen.
Diese Studie zielte darauf ab, Auswirkungen der Temperatur bei Verabreichung der Augentropfen bezüglich des Patientenkomforts zu untersuchen.
Die Autoren führten eine prospektive, doppelt-verblindete, randomisierte, kontrollierte Studie mit 424 Patienten durch (Patienten mit anamnestisch bekannter Keratopathie oder Neuropathie wurden ausgeschlossen). Die randomisierten Gruppen erhielten entweder kaltes Tetracain (4 °C) in einem Auge und Raumtemperatur Tetracain (22,5 °C) im anderen Auge.
Die Patienten berichteten über ein geringeres Brennen bei kaltem Tetracain. In der Subgruppenanalyse ergab die Befragung junger Patienten (≤ 40 Jahre), weiblicher Probanden, solcher, die zum ersten Mal Tetracain erhielten, und derjenigen, die zuvor keine Augenoperation hatten, einen noch größeren Vorteil bei der Verabreichung von kaltem Tetracain.

Wiwan Sansanayudh et al, The effect of cold tetracaine on the severity of burning sensation upon instillation, Clinical Ophthalmology 2018:12 2377–2382