Aktuelle Studienlage der Uveitis-Therapie

Ergebnisse der Studie Visual II zeigen, dass Adalimumab das Risiko eines uveitisches Reizzustandes nach Ausschleichen von Steroiden bei inaktiver, nicht-infektiöder Uveitis reduzieren kann.
Die klinische ISUAL I und andere klinische Studien haben gezeigt, dass das anti-TNF-alpha Medikament sicher und wirksam zur Behandlung einer aktiven Uveitis ist und den Steroidbedarf reduzieren kann.
In einer randomisierten Studie mit 229 Patienten (62 Studienorte in 21 Ländern) wurde Adalimumab dahingehend untersucht, ob es in der Lage ist, eine Reaktivierung einer nicht-infektiöen, steroidpflichtigen Uveitis zu verhindern. Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 155 Tage in der Placebo-Gruppe und 245 Tage in der Adalimumab-Gruppe. In der Placebo-Gruppe kam es zu einem Behandlungsversagen in 55% der Fälle und 39% in der Adalimumab-Gruppe. Die durchschnittliche Zeit bis zum Therapieversagen betrug 8.3 Monate mit Placebo verglichen mit über 18 Monate in der Behandlungsgruppe.
Adalimumab wird zeitnah in die Leitlinien der DOG zur Behandlung der nicht-infektiösen intermediären, posterioren und Panuveitis aufgenommen werden (Information durch Vortrag Prof. Heiligenhaus, DOG 1.10.2016)

Jaffe et al., N Engl J Med 2016: 375:932-943; Nguyen et. Lancet 2016; Aug 16

Presbyopiekorrektur durch corneales Raindrop Inlay

ReVision Optics hat die Markteinführng nach Zulassung durch die FDA in den USA des cornealen Raindrop Inlay zur Presbyopiekorrektur verkündet. Raindrop ist ein klares, biokompatibles Inlay, das im nicht-dominanten Auge in einer ca. 10 minütigen Prozedur ambulant eingesetzt wird. Das Implanat wird nach cornealer Flap-Bildung aufgesetzt, wobei diese Prozedur auch mit Lasik kombiniert werden kann.
Mit nur 2mm Durchemsser und einer zentralen Dicke von 32μm verändert das aus Hydrogel bestehende Implantat die Refraktion durch Vergrößerung des zentralen Radius der Hornhautkurvatur.

Bevorzugte Behandlungsstrategien bei RCS

Diese Studie beschäftigt sich mit individuellen Behandlungsstrategien renommierter Netzhautspezialisten in Asien, Europa und den USA für die Retinopathia centralis serosa (RCS), für deren Therapie es keine anerkannten prospektiven, randomisierten Studien und somit keine standardisierte Therapieempfehlung gibt. Zur Ermittlung der Therapiestrategien wurde ein 27 Punkte Fragenkatalog an Netzhautspezialisten geschickt, die mindestens eine Publikation als Erstautor in einem nationalen oder internationalen „peer reviewed“, englischsprachigen Magazin in den letzten 2 Jahren veröffentlicht haben.
Es konnten 107 Antworten ausgewertet werden.
Bei akuter RCS ziehen es 79.1% der Retinologen vor, den Verlauf 3 Monate zu beobachten.  Die Photodynamische Therapie (PDT) wird von 66.7% als Option bei chronischer RCS gewählt, wobei die PDT in 60.6% als mit ganzer Dosis und halber Bestrahlungszeit durchgeführt wird.
Bei chronischer RCS mit intraretinalen zystischen Veränderungen entschieden sich 43.1% für ein abwartendes Beobachten.
Diagnostisch wird in 59.8% das EDI OCT angewendet (zur Messung der verdickten Chorioidea), wobei die ICG Angiographie nur in 37.8% der Fälle zur Anwendung kam. Als einziger regionaler Unterschied zeigte sich bei den asiatischen Retinologen eine Vorliebe für den fokalen Laser als initiale Therapie.
Medikamentös entschieden sich 36.1% für Eplerenone (Mineralcorticoid-Antagonist) als First-line Therapie.  41.2% haben anti-VEGF versucht und es als wenig hilfreich deklariert. Weiterhin als orale Therapie wurde Spironolacton (11.5%), Rifampin (6.6%) und Melatonin (3.3%) eingesetzt.

Mehta PH, et al. Br J Ophthalmol 2016;0:1–4. doi:10.1136/bjophthalmol-2016-309247

Antibiotika im Vergleich zu Placebo bei der Toxoplasmose Retinochorioiditis

Die Autoren dieser Studie verglichen durch eine intensive Analyse 4 randomisierter, kontrollierter Studien mehrerer Datenbasen die Wirkweise einer oralen antibiotischen Therapie bei Toxoplasma-Retinochorioiditis im Vergleich zu Placebo oder keiner Therapie. Der primäre Augenmerk lag bei dieser Studie auf der Sehkraft nach mindestens 3 Monaten nach Therapie und dem Risiko eines Rezidives. Weiterhin wurde die Verbesserung der Symptome, Zeichen der intraokularen Entzündung, Läsionsgröße und unerwünschte Nebenwirkungen untersucht. Hauptaussagen dieser Analyse sind: Die Behandlung reduziert wahrscheinlich das Risiko eines Rezidives, aber es gibt keine gesicherte Evidenz, dass sich die Sehkraft verbessert.

Antibiotics versus no treatment for toxoplasma retinochoroiditis, Cochrane Database Syst Rev.2016 May;(5)

Langzeitergebnisse nach DMEK

Die DMEK (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty) wurde 2006 durch Melles eingeführt und entwickelt sich mehr und mehr zur Therapie der Wahl bei kornealer, endothelialer Dysfunktion.
Bei einer Dicke des Transplantates von nur 15μm stellt sie nach wie vor eine chirurgische Herausforderung dar.
In dieser retrospektiven, Single-Center Studie wurden die Langzeitergebnisse bis zu 5 Jahren nach DMEK von 97 Augen untersucht. Es wurden Parameter wie die beste, korrigierte Sehleistung, Endothelzelldichte (ECD), zentrale Hornhautdicke (CCT) und die Transplantatüberlebensrate zur Analyse hinzugezogen.
Die beste korrigierte Sehleistung bei einer Nachbeobachtungszeit von 53 ± 13 Monaten verbesserte sich von 0.62±0.42 logMAR vor DMEK auf 0.13±0.12 logMAR (P<0.01).
57% der Augen ohne Komorbidität erreichten eine Sehschärfe von ≥ 20/25 5 Jahre nach DMEK. Die ECD war nach einem initialen postoperativen Abfall nach 5 Jahren stabil.
Die CCT dünnte sich nach DMEK von 644 ± 67μm auf 557 ± 49μm nach 5 Jahren aus. Die kumulative Wahrscheinlichkeit einer 5-Jahres Überlebensrate der Transplantate betrug 95%.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen der Studie, dass die Langzeitnachhaltigkeit der DMEK bestätigt werden konnte.

Schlögl A, Tourtas T, Kruse FE, Weller JM.,Am J Ophthalmol. 2016 Sep;169:218-26

Neue Medikamentenklasse für das Glaukom nach 20 Jahren?

Aerie Pharmaceuticals hat bei der FDA (U.S. Food and Drug Administration) einen Antrag zur Zulassung für Rhopressa (netarsudil ophthalmic solution) 0.02% gestellt. Rhopressa Augentropfen sollen für Glaukom oder okuläre Hypertension einmal täglich verabreicht werden. Der Antrag zur Zulassung beinhaltet die Ergebnisse der ersten beiden Phase 3 Zulassungsstudien für Rhopressa (Rocket 1 und Rocket 2). Rhopressa greift als drucksenkendes Medikament speziell am trabekulären Maschenwerk an. Präklinische Studien haben gezeigt, dass Rhopressa den episkleralen Venendruck und die Kammerwasserproduktion senken kann.