Repräsentanz in Gremien

Gleiche Verteilung für gleiche Karrieremöglichkeiten gefordert

Verbände von Ärztinnen und Digitalexpertinnen setzen sich aktuell für mehr Repräsentation in Gremien ein. So spricht sich der Verein der „Spitzenfrauen Gesundheit“, dafür aus, dass strukturelle Hürden beseitigen werden.
Konkrete Forderungen sind: Zum einen eine bestimmte Quote, damit Spitzenpositionen im Gesundheitswesen gleichwertig an Männer und Frauen vergeben werden. Dabei würden zum einen zu wenige Frauen berufen, zum anderen bewerben sich auch zu wenige. In einem Artikel des Deutschen Ärzteblatts wird dazu die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Christiane Groß zitiert. Sie verweist in diesem Zusammenhang aber auch auf die zu große Selbstkritik der Frauen. Ein Phänomen, das als Impostor-Syndrom auch in der Studie zur Stellung der Frau in der Ophthalmologie in den USA zur Sprache kam. Diese Selbstkritik sei der Grund dafür, dass sich zu wenige Frauen auf Stellen in Gremien bewerben.
Zum anderen fordert der Verein eine gerechte gleiche Bezahlung für die gleiche Leistung von Frauen und Männern.
Sie setzen sich außerdem für bessere Arbeitsbedingungen ein. Dietlind Zohlnhöfer-Momm, Chefärztin für Kardiologie und Intensivmedizin am Vivantes Wenckebach-Klinikum äußert sich an anderer Stelle quasi stellvertretend zu den Grundlagen: Bessere gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie neue Arbeitszeitmodelle seien von Nöten. Wenn dies gegeben sei, würden sich vielleicht die Frauen auch mehr zutrauen. Sie bestärkt junge Ärztinnen darin, sich auch Oberarztstellen trotz Kindern und Familie zuzutrauen. Im Bezug auf Gremien setzt der Verein auf Digitalisierung: Also Infos per Mail vorab und dann Online-Konferenzen nach der Sprechstunde. Mit diesen anderen Sitzungszeiten hätten auch Mütter die Möglichkeit teilzunehmen.
Im medizinischen Bereich also in der Behandlung und Forschung sei es weiterhin wichtig viel mehr Daten von Patientinnen für die künftigen Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) zu erhalten. In der Ausbildung fordern sie die Aufnahme der Gendermedizin in das Curriculum des Medizinstudiums.
Grundsätzlich äußern sich Sprecherinnen des Vereins sehr positiv darüber, dass sich Männer im Gesundheitswesen solidarisch zeigen und sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen. Noch sei dieses Denken jedoch nicht in allen Gremien angekommen …

Speziell für die Belange der angehenden Operateurinnen in der Ophthalmologie setzt sich dieses Netzwerk ein: Die Augenchirurginnen


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/110904/Aerztinnen-fordern-Repraesentanz-in-Gremien

https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/spitzenfrauen-gesundheit-wollen-frauen-den-weg-in-fuehrungspositionen-ebnen/

Ungleiche Präsentation bei Konferenzen

Besteht tatsächlich immer noch ein Unterschied in der öffentlichen Sichtbarkeit zwischen den Geschlechtern?

Diese US-Studie legt die Geschlechtsunterschiede der Sichtbarkeit offen bei Konferenzen. Wie oft treten Frauen in der Rolle der Moderatoren, Experten, Referenten, Dozenten oder erstgenannten Autoren eines Abstracts auf. Untersucht wurden dafür Broschüren von neun ophthalmologischen Konferenzen zwischen 2015 und 2017.
Von den 14.214 Sprechern waren 30,5 Prozent Frauen. Dieser Wert überraschte die Autoren, angesichts der Zahlen des American Board of Ophthalmology. 28,5 Prozent präsentierten „Nonpapers“ – dieser Wert ist nun wiederum niedriger als von den Autoren erwartet. Den größten Anteil hatten Frauen im Bereich der Kinderaugenheilkunde, Strabismus und Uveitis. Im Bereich Retina und Refractive Chirurgie waren Frauen unterrepräsentiert.


Patel S, Truong T, Tsui I, et al. American Journal of Ophthalmology, in press
https://www.aao.org/editors-choice/study-unveils-gender-disparities-in-ophthalmology-

Gendergap Karriere

Wer schafft den Sprung zur Professur?

Wie sieht es mit der Stellung der Frauen in der akademischen Ophthalmologie aus? In dieser Studie von Sonal Tuli, MD, Med. wurde die Stellung der Frauen in der akademischen Ophthalmologie in den USA untersucht. Es folgte der Vergleich des Status der Frauen in der Ophthalmologie mit anderen akademischen Abteilungen in Spezialfeldern.
Untersucht wurden die Daten der American Association of Medical Colleges der Jahre 2003 bis 2017. Kennzahlen: Nummer und Prozentzahl der Frauen in unterschiedlichen Positionen, Anzahl von Frauen an klinischen Lehrstühlen – je nach Schwerpunkt. Vergleich und Trends der veränderten Prozente der Frauen auf unterschiedlichen Karrierestufen.
Die Ergebnisse: Die Prozentzahl von Frauen in der Ophthalmologie hat sich auf rund 42 Prozent eingependelt. Wobei sie in den letzten drei Jahren leicht gesunken ist. Angestiegen ist die Anzahl von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im Bereich der akademischen Ophthalmologie. Und zwar in den letzten 15 Jahren von 24 auf 34 Prozent. Dabei sind die meisten auf der Position einer Assistenz-Professorin und nur wenige Professorinnen.

Die Prozentzahl von Frauen in der Ophthalmologie bleibt dabei weiter hinter dem Durchschnitt aller anderen Fachabteilungen zurück – auf jedem Level. Während sich dieser Geschlechterunterschied sehr schnell bei Assistenz-Professoren nivelliert, ist dies bei Dozenten und Lehrstuhlinhabern sehr viel langsamer. Bei Professoren ist die Entwicklung sogar gegenteilig. Das zeigt, dass Frauen in der Ophthalmologie hinsichtlich der Karriere zwar Fortschritte machen, aber nicht wie in anderen Spezialgebieten in einer Professur befördert bzw. berufen werden. Das mag aus impliziten oder expliziten Vorurteilen resultieren. Oder am sogenannten Impostor-Syndrom oder auch Hochstapler-Syndrom liegen.
(Impostor-Syndrom: Betroffene sind hier von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich eigener Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge geplagt und unfähig, ihre persönlichen Erfolge zu internalisieren)


Sonal Tuli, MD, Med
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0039-3401849

Geschlechtsunterschiede in der Ausbildung

Sammeln Frauen weniger OP-Erfahrung auf dem Weg zum Facharzt?

Hier eine Studie, die sich der Frage widmet, ob es Unterschiede in der Anzahl von Katarakt- Operationen und anderer selbstständig durchgeführter Eingriffe zwischen weiblichen und männlichen US-Assistenzärzten während der Facharztausbildung gibt. Die Auswertung der Angaben von 1271 Fachärzten aus 24 US-Ophthalmlogie-Weiterbildungsprogrammen ergibt, dass weibliche Ärzte im Durchschnitt 15 Katarakt-OPs (7.8-22) weniger durchführten,- und zwischen 36 und 80 weniger OPs insgesamt im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Im Beobachtungszeitraum von 2005 bis zum Jahr 2017 klappte die Schere in der Gesamtzahl aller selbstständig durchgeführten OPs weiter auseinander.
Grundsätzlich bedeutet dies, dass in der Facharztausbildung darauf geachtet werden muss, dass weibliche und männliche Assistenzärzte gleich viel Ausbildungserfahrung sammeln können.


Dan Gong, MD1; Bryan J. Winn, MD1; Casey J. Beal, MD2; et al
https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2738409