Myopie und Fortschreiten der diabetischen Retinopathie – gibt es einen Zusammenhang?

Ziel dieser populationsbasierten Kohortenstudie war es, eine mögliche Assoziation eines Refraktionsfehlers (RE) und damit verbundenen Determinanten wie axiale Länge, Vorderkammertiefe und Hornhautverkrümmung mit der Inzidenz und dem Fortschreiten einer diabetischen Retinopathie (DR) zu vergleichen. Insgesamt wurde in die Auswertung 1562 Augen von 840 Personen mit Diabetes anhand von Netzhautfotos aus den Singapore Malay and Indian Eye Studies zu Studienbeginn (2004-2009) und von Nachuntersuchungen (2011-2015) einbezogen. Bei 164 von 1273 Augen (12,9 %) entwickelte sich eine DR auf, bei 17 von 1542 Augen (1,1 %) trat eine Visus-bedrohende DR auf und bei 75 von 269 Augen (27,9 %) kam es zu einer Progression der Retinopathie. Dabei war eine höhere axiale Länge mit einem geringeren DR-Risiko verbunden. Es wurden keine weiteren Assoziationen gefunden. Bisher wurden mehrere Theorien aufgestellt, die diese mögliche Schutzwirkung untermauern sollen: z. B., dass eine Verlängerung des Augapfels zu einer Dehnung und Ausdünnung der Netzhautblutgefäße führt, was zu einer verminderten Durchblutung führt. Die Autoren dieser Studie gehen jedoch davon aus, dass eine Achsenverlängerung zu einer retinalen Neurodysfunktion führt, insbesondere in der äußeren Netzhaut. Dies wiederum geht mit einem verringerten Stoffwechselbedarf einher und führt somit zu einer Reduktion der hypoxischen Belastung.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine größere axiale Länge mit einem geringeren Risiko für eine Entwicklung einer diabetischen Retinopathie verbunden ist, unabhängig von der Refraktion oder anderer biometrischer Parameter.


Ryan EK. Man, Alfred TL. Gan, Preeti Gupta, Eva K. Fenwick, Charumathi Sabanayagam, Nicholas YQ. Tan, Paul Mitchell, Ching-Yu Cheng, Ecosse L. Lamoureux, Is Myopia associated with the Incidence and Progression of Diabetic Retinopathy?, AJO (2019), doi.org/10.1016/j.ajo.2019.05.012