Genänderung an „CRISPR-Babys“ könnte deren Lebenserwartung verkürzt haben

Der Wissenschaftler He Jiankui, der das Genom von Zwillingsmädchen verändert hat, um sie gegen HIV resistent zu machen, hat möglicherweise damit ihre Lebenserwartung verkürzt. Laut einer am 3. Januar veröffentlichten Studie sterben Menschen mit zwei veränderten Kopien des CCR5-Gens – der Version, die vor einer HIV-Infektion schützt – 21 % häufiger vor dem 76. Lebensjahr als Menschen mit mindestens einer funktionierenden Kopie des Gens. Der Grund dafür ist unbekannt.

Die Analyse basiert auf genetischen und gesundheitlichen Daten von fast 410.000 Personen, die am britischen Biobank-Forschungsprojekt beteiligt sind. Zudem stellen viele Wissenschaftler He Jiankuis Wahl des Gens in Frage. „Das neueste Ergebnis lässt Zweifel an der Klugheit der Entscheidung aufkommen, das Gen zu deaktivieren, um die Kinder vor HIV zu schützen“, sagt Philip Murphy, ein Molekular-Immunologe am US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda, Maryland. „Wären die Zwillinge in der Gefahr, vor ihrem 3. Geburtstag zu versterben und eine Gen Manipulation hätte das verhindern können, könnte man von einem lohnenswerten Risiko ausgehen. Die derzeitigen Möglichkeiten HIV zu behandeln, ermöglichen es jedoch vielen Menschen mit dem Virus bis ins hohe Alter zu leben.“Alcino Silva, Neurowissenschaftler an der University of California in Los Angeles. „Zu diesem Zeitpunkt ist es einfach tollkühn, Gene beim Menschen zu mutieren“, sagt er. „Egal, wie gut es gemeint sein mag, diese genetischen Manipulationen als Option zu bedenken. Wir wissen einfach nicht genug, um dies zu diesem Zeitpunkt zu tun.“ Er meint weiterhin, dass das Deaktivieren des Gens dem Entfernen der Bremsen an einem Auto gleicht. „Das Auto fährt vielleicht viel schneller“, sagt er, „aber das Risiko eines Schadens ist umso höher.“


Nature 570, 16-17 (2019), doi: 10.1038 / d41586-019-01739-w