Orale Antioxidantien- und Lutein/Zeaxanthin-Präparate verlangsamen das Fortschreiten der geografischen Atrophie in der Fovea bei altersbedingter Makuladegeneration
In einer Post-hoc-Analyse der Age-Related Eye Disease Study (AREDS) und AREDS2 – multizentrischen, randomisierten, placebokontrollierten Studien zur oralen Mikronährstoff-Supplementierung – wurde untersucht, ob orale Mikronährstoffe das Fortschreiten der geografischen Atrophie (GA) bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) verlangsamen können.
Insgesamt wurden 392 Augen (von 318 Teilnehmern) mit GA aus der AREDS-Studie und 1210 Augen (von 891 Teilnehmern) mit GA aus der AREDS2-Studie analysiert.
Den AREDS-Teilnehmern wurden nach dem Zufallsprinzip Antioxidantien (500 mg Vitamin C, 400 IE Vitamin E, 15 mg β-Carotin), 80 mg Zink, eine Kombination dieser Substanzen oder Placebo zugeteilt. In AREDS2 erhielten die Teilnehmer randomisiert 10 mg Lutein/2 mg Zeaxanthin, 350 mg Docosahexaensäure/650 mg Eicosapentaensäure oder Placebo. Zusätzlich wurden einwilligende AREDS2-Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip alternativen AREDS-Formulierungen zugeteilt: Originalformulierung, ohne β-Carotin, mit 25 mg Zink anstelle von 80 mg Zink oder einer Kombination dieser Modifikationen.
Untersuchte Hauptergebnisse:
1. Veränderung der GA-Nähe zur zentralen Makula im Zeitverlauf.
2. Veränderung der GA-Quadratwurzelfläche im Zeitverlauf.
Die Ergebnisse wurden auf Basis von jährlichen Farbfundusfotografien analysiert, die durch gemischte Modellregression entsprechend der randomisierten Zuweisung ausgewertet wurden.
Ergebnisse:
• Bei AREDS-Augen mit nicht zentraler GA (n = 208) war die Progression in Richtung der zentralen Makula signifikant langsamer, wenn Antioxidantien randomisiert zugeteilt wurden, im Vergleich zu keiner Antioxidantien-Zuweisung (50,7 mm/Jahr vs. 72,9 mm/Jahr).
• Bei AREDS2-Augen mit nicht zentraler GA (n = 325 Augen) war die Progression ebenfalls signifikant langsamer, wenn Lutein/Zeaxanthin zusätzlich zu AREDS-Antioxidantien ohne β-Carotin eingenommen wurde, im Vergleich zu keiner Lutein/Zeaxanthin-Zuweisung (80,1 mm/Jahr vs. 114,4 mm/Jahr).
• Bei AREDS-Augen mit beliebiger GA (n = 392) zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der flächenbezogenen Progression zwischen Antioxidantien- und Kontrollgruppen (p = 0,63).
• In AREDS2-Augen mit beliebiger GA (n = 505 Augen) war die flächenbezogene Progression ebenfalls nicht signifikant unterschiedlich zwischen Teilnehmern, die Lutein/Zeaxanthin erhielten, und denen, die dies nicht erhielten (p = 0,64).
Schlussfolgerungen:
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patienten mit nicht zentraler GA in einem oder beiden Augen am meisten von einer Mikronährstoff-Supplementierung profitieren könnten, die Vitamin C, Vitamin E, Lutein/Zeaxanthin, aber kein β-Carotin enthält. β-Carotin scheint die Wirksamkeit von Lutein/Zeaxanthin zu verringern, vermutlich aufgrund einer bekannten Konkurrenz bei der Aufnahme im Darm. Darüber hinaus verlangsamt β-Carotin allein nicht das Fortschreiten der GA und kann das Lungenkrebsrisiko bei ehemaligen Rauchern erhöhen.
Klinische Empfehlungen:
• Eine Formulierung, die Zink enthält oder ausschließt, kann entsprechend den Präferenzen von Patient und Arzt angepasst werden. Der Einschluss von Zink könnte das Risiko einer neovaskulären AMD reduzieren, die nach GA auftreten kann. Mit Zink würde die Formulierung der oben beschriebenen „AREDS2-Formulierung“ entsprechen.
• Diese Ergänzungsstrategie ist einfach umzusetzen, da Betroffene dieselbe Formulierung sowohl vor als auch nach dem Fortschreiten von intermediärer AMD zu GA verwenden können.
Weitere Implikationen:
In klinischen Studien zu neuen Therapieansätzen zur Verlangsamung der GA-Progression sollte die Einnahme von oralen Nahrungsergänzungsmitteln erfasst werden, da diese eine potenzielle Quelle für unerklärliche Schwankungen in den GA-Progressionsraten darstellen könnten. Eine Kovariatenanpassung für diese Variable könnte die Präzision und Aussagekraft solcher Studien verbessern.
Darüber hinaus ist es wichtig zu untersuchen, ob Wechselwirkungen zwischen oralen Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Ansätzen, wie der lokalen Komplementhemmung, bestehen. Dies könnte neue Erkenntnisse über die Pathogenese der GA-Progression liefern. Da orale Antioxidantien die GA-Progression in Richtung der zentralen Makula verringern, deutet dies darauf hin, dass oxidativer Stress eine Rolle in den Mechanismen der GA-Progression spielen könnte.
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