Mit Oszillometrie nachgewiesene Arteriensteifigkeit: ein Prädiktor für Glaukom?

Die Entstehung eines Glaukoms kann viele Ursachen haben. In den letzten Jahrzehnten hat sich auch die Beteiligung vaskulärer Faktoren herauskristallisieren können. Die neu publizierte Studie aus Auckland/ Neuseeland unterstützt diese Annahme.
Es konnte eine Assoziation zwischen einem in einer Allgemeinarztpraxis einfach messbaren Gefäßindikator und einem klinisch dokumentierten Glaukom identifiziert werden: die Arteriensteifigkeit (arterial stiffness).

Grundlage der Untersuchung waren die in der ViDA-Studie (Vitamin D Assessment) erfassten Patienten – eine Langzeitstudie mit Patienten von 55 Allgemeinpraxen in Auckland, bei der es primär um den Effekt einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen geht. Zu den dabei vorgenommenen Untersuchungen gehört die Ermittlung der Aortenpulswellengeschwindigkeit (aPWV) und der geschätzten karotid-femoralen Pulswellengeschwindigkeit (ePWV) sowie die Messung des Aortenpulsducks (aPP) mittels Oszillometrie. Diese Parameter wiederum erlauben Rückschlüsse auf die Arteriensteifigkeit bei 4.713 Studienteilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren (davon 58 % Männer) betrug das Follow-up im Schnitt 10,5 Jahre.
Das Vorliegen eines Glaukoms wurde definiert, wenn es während der Beobachtungsdauer zur erstmaligen Verschreibung von antiglaukomatösen Augentropfen kam oder eine entsprechende Diagnose eines ICD-10-Codes bei einer Krankenhausentlassung vorlag. Während des Beobachtungszeitraumes wurde bei 301 Personen anhand dieser Kriterien die Diagnose „Glaukom“ vermerkt.

Die durchschnittliche Arteriensteifigkeit bei Baseline war errechnet aus dem aPWV 9,47 ± 1,74 (Standardabweichung [SD]) m/s und nach der ePWV 10,94 ± 1,73 m/s. Der durchschnittliche aPP wurde mit 68 ± 16 mmHg ermittelt.
Die Auswertung der genannten Gefäßparameter zeigte, dass mit jeder Zunahme des aPWV um eine Standardabweichung das Risiko einer Glaukomdiagnose um 36 % anstieg – dass also eine Hazard Ratio (HR) von 1,36 (95-%-Konfidenzintervall [KI] 1,14-1,62) vorlag. Für jeden Anstieg der ePWV um eine Standardabweichung wurde eine HR, an Glaukom zu erkranken, von 1,40 (95-%-KI 1,14-1,71) errechnet.
Eine lineare Assoziation der aPP mit der Glaukomdiagnose wurde nicht gefunden. Personen, die sich bei der aPWV in der höchsten Quartile befanden, hatten eine HR für Glaukom von 2,62 (95-%-KI 1,52-4,52), jene in der höchsten Quartile bei der ePWV von 2,42 (95-%-KI 1,37-4,27).
Die Autoren resümieren: „Die arterielle Steifigkeit, die leicht und akkurat gemessen werden kann, könnte in der Praxis als Tool (bei der Routinemessung des Blutdrucks) helfen, um Menschen mit Glaukom-Risiko zu identifizieren.“

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Quelle: Beros AL, Sluyter JD, Hughes AD, Hametner B, Wassertheurer S, Scragg RKR. Arterial Stiffness and Incident Glaucoma: A Large Population-Based Cohort Study. Am J Ophthalmol. 2024 May 15;266:68-76. doi: 10.1016/j.ajo.2024.05.015. Epub ahead of print. PMID: 38754800. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151870/Mit-Oszillometrie-nachgewiesene-Arteriensteifigkeit-scheint-ein-Praediktor-fuer-Glaukom-zu-sein