Prävalenz von Kurzsichtigkeit und deren Veränderung bei Kindern und Jugendlichen

Die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Instituts liefert bundesweit repräsentative Daten, mit denen die gesundheitliche Lage der Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahren sowie Entwicklungstrends beschrieben werden können. Die Autoren dieser Veröffentlichung werteten Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland aus (KiGGS-Basiserhebung, 2003−2006, N = 17 640 und KiGGS Welle 2, 2014−2017, N = 15 023) bezüglich Myopieprävalenz und Progression aus. Die Daten wurden mittels Elternfragebogen erhoben und durch das Vorhandensein einer Sehhilfe validiert. Die Myopieprävalenz bei den 0-17-jährigen in Deutschland in den Jahren 2003–2006 11,6 % (95-%-Konfidenzintervall: [11,0; 12,2]) und in den Jahren 2014–2017 11,4 % [10,7; 12,2]. In keiner der Altersgruppen beider Geschlechter zeigte sich eine relevante und statistisch signifikante Veränderung in der Myopieprävalenz. Im adjustierten Modell (adjustiert für Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status der Familie, Migrationshintergrund) zeigte sich kein Zusammenhang der Myopie mit digitaler Mediennutzung. Längeres Lesen von Büchern war mit Myopie assoziiert. Bei mehr als zwei Stunden Lesen pro Tag ergab sich eine Odds Ratio von 1,69 [1,3; 2,2].
Die Myopieprävalenz zeigt sich über etwa zehn Jahre bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nahezu gleich. Veränderungen in der Mediennutzung, wie etwa die vermehrte Nutzung von Smartphones durch Kinder und Jugendliche, haben demnach zumindest bislang keinen nachweisbaren Einfluss auf die Myopie-Entstehung.

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Schuster AK, Krause L, Kuchenbäcker C, Prütz F, Elflein HM, Pfeiffer N, Urschitz MS: Prevalence and time trends in myopia among children and adolescents—results of the German KiGGS study.
Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 855–60.